Annotation |
Der Dialog zwischen Waldorfpädagogik und Erziehungswissenschaft hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten beachtlich intensiviert. Diese Einführung präsentiert die Erziehungs- und Unterrichtsmodelle in Waldorfschulen und -kindergärten von der kollegialen Organisation der Schule über das ganzheitliche Curriculum und das langjährige Klassenlehrerprinzip bis zur goetheanistischen Lehr- und Erziehungskunst. Zudem erhält der Leser einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zur Waldorfschule, insbesondere über die Lehrer-Schüler-Beziehungen, die Wertorientierungen von Waldorflehrern und -schülern sowie die Erfahrungen und Berufswege von Absolventen dieser Schulen.Die Waldorfpädagogik hat nach einer fast hundertjährigen weltweiten Erfolgsgeschichte einige innovative Modelle entwickelt, die auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen reagieren, zum Beispiel duale und interkulturelle Schulmodelle, Kleinschulen mit altersgemischtem Lernen oder modularisierte Formen der Waldorflehrerausbildung mit internationaler Vernetzung. Dabei geht der Autor auch der Frage nach, wie die heutigen Tendenzen zur Öffnung und Pluralisierung der Waldorfpädagogik mit der wissenschaftlich fragwürdigen Weltanschauung Rudolf Steiners in Einklang zu bringen sind."Ullrichs streitbare Einführung in das ebenso streitbare Feld bietet eine solide Navigationsgrundlage. Außerdem ist das Buch interessierten Laien ans Herz zulegen, ebenso wie Eltern, die erwägen, ihr Kind der Steinerschen Evolutionspädagogik anzuvertrauen. Die offiziellen Waldorfverbände lehnen nämlich eine Selbstbezeichnung als Weltanschauungsschule ab und legen die kosmologischen Grundlagen ihrer Pädagogik eher selten direkt offen. Das ist binnenanthroposophisch konsequent: Es soll ja schließlich der innere Wesenskern des Kindes entfaltet werden und nicht irgendeine schnöde Weltanschauung. Ullrichs kritische Einführung trägt dazu bei, die ideologischen Annahmen, die dem zur Grunde liegen und praktisch angewandt werden, dem Status eines binnenreligiösen Sonderwissens zu entreißen und sie öffentlich zu diskutieren bzw. zu problematisieren. In diesem Sinne ist dem Buch eine breite Resonanz zu wünschen." |